„Es gilt, jetzt die dringenden Themen anzupacken!“

Handwerkspolitisches Frühstück mit Dennis Radtke MdEP

Foto: Mario Polzer Foto: Mario Polzer Foto: Mario Polzer Foto: Mario Polzer Vom Bürokratieabbau über den Fachkräftemangel bis zur politischen Lage in Deutschland und in der Welt: Vielen Themen bewegen die Menschen im Handwerk. „Wir erleben aktuell eine dramatische Entwicklung, eine Erosion unserer Demokratie“, sagt Dennis Radtke (CDU), Europaabgeordneter für das Ruhrgebiet und seit vergangenem Jahr Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA). Radtke war am Samstag (5. April) zu Gast beim Arbeitsfrühstück Handwerk des Kolpingwerkes Paderborn in Soest und diskutierte dort mit Handwerker*innen.

Dabei standen natürlich die laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD im Mittelpunkt. „Die neue Bundesregierung muss erfolgreich arbeiten. Sie muss liefern, um den weiteren Auftrieb extremer Parteien und Positionen zu stoppen“, betonte Radtke. Kern des Problems sei, so der Europaabgeordnete, dass viele Menschen inzwischen das Vertrauen in die Demokratie verloren hätten. Radtke zitierte eine Studie des Deutschen Beamtenbundes, laut der nur noch jede*r dritte Deutsche Vertrauen in die staatlichen Institutionen habe. „Es gibt viele Menschen in unserem Land, die allen Grund haben, frustriert zu sein“, räumte er ein. „Aber das ist etwas anderes, als unser demokratisches System in Frage zu stellen.“

Die an den Koalitionsverhandlungen Beteiligten forderte er auf, schnell eine handlungsfähige Regierung zu bilden. „Schluss mit dem Gelaber! Jetzt gilt es, die dringenden Themen anzupacken“, so plädierte er nachdrücklich.

Ein Thema, das die mögliche neue Bundesregierung angehen will, steht auch bei Dennis Radtke weit oben auf der Aufgabenliste: Investitionen in die Infrastruktur. In den vergangenen 20 Jahren sei viel zu wenig in die Infrastruktur investiert worden. Marode Brücken, den öffentlichen Personenverkehr und Bildungseinrichtungen wie Kitas und Schulen nannte Radtke als Beispiele. „Das müssen wir korrigieren und davon profitieren letztendlich auch die Handwerksbetriebe.“ Gleichzeitig müsse der Bürokratieaufwand verringert werden: „Wir brauchen ein Maximum an Innovation, um die aktuellen Probleme zu lösen, nicht ein Maximum an Dokumentation.“ Unter anderem sollten Förderprogramme leichter zugänglich sein. „Wir brauchen gar nicht mehr Geld, sondern müssen den Betrieben erleichtern, daran zu kommen.“ Vom Abbau der Bürokratie profitierten vor allem die kleinen Handwerksbetriebe.

Auch der Fachkräftemangel war am Samstag natürlich Thema. Schon jetzt ist er ein massives Problem, das sich in den kommenden Jahren verschärft, wenn die geburtenstarken Jahrgänge, die sogenannten Babyboomer, in Rente gehen. „Wir brauchen Fachkräfte aus dem Ausland“, ist Dennis Radtke überzeugt. Qualifikationen aus den Herkunftsländern müssten unbürokratisch anerkannt werden, damit zugewanderte Menschen schnell in Arbeit kommen. „Dazu müssen auch die Kammern ihren Beitrag leisten.“

Kolping und Handwerk

„Eine Handwerkskammer ohne Kolping ist denkbar – aber nicht sinnvoll!“ Etwas provokativ macht dieses abgewandelte Zitat die Bedeutung der Arbeitnehmer*innenvertretung in den Handwerkskammern deutlich. Ehrenamtliche Kolpinger*innen vertreten gemeinsam mit dem DGB die Interessen der Arbeitnehmer*innen in den Gremien der drei Handwerkskammerbezirke des Diözesanverbandes Paderborn: Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, Dortmund und Südwestfalen. So gewährleisten Kolping und DGB partnerschaftlich und gemeinsam mit den Arbeitgeber*innen die Selbstverwaltung der Kammern. Einmal im Jahr lädt das Kolpingwerk Paderborn seine ehrenamtlich engagierten Handwerker*innen zu einem handwerkspolitischen Frühstück ein.