Bildungsreise führt Gruppe nach Costa Rica

Das grüne Image Costa Ricas, auch bekannt als die reiche Küste, die Schweiz Lateinamerikas und die grüne Lunge Zentralamerikas wurde während der Reise durch die Augen der Ticos und Ticas, wie sich die Costa-ricaner selbst bezeichnen, kennen gelernt, differenziert betrachtet und hinterfragt.

 

Ausgehend von der Abschaffung des Militärs 1948 konnte die 9-köpfige Reisegruppe an der University for Peace der Vereinten Nationen Friedensprozesse im Land und die besondere Entwicklung in Costa Ricas im Vergleich zu den weiteren zentralamerikanischen Ländern durch einen Vortrag von Dr. Jan Breitling, Professor an der UPEACE, kennen lernen. Gabriel Toledo begrüßte die Gruppe auf seiner familiengeführten Kaffeefinca und wagte einen kritischen Blick auf die globale Kaffeeindustrie. Katia Fernández Mena, Leiterin von Kolping Costa Rica, berichtete der Gruppe eindrücklich von gestiegener Banden- und Drogenkriminalität im Land, von Auswirkungen auf Frauen- und Kinderrechte und von Ableitungen für die Arbeit und die Ausrichtung des Kolpingwerkes Costa Rica.

Im Dorf Longo Mai konnte die Gruppe vier Tage bei Gastfamilien leben, Kleinbauern, Wasser- und Umweltaktivisten kennen lernen und die Besonderheit dieses kleinen Dorfes inmitten großer Ananasplantagen schätzen lernen. Auch den Mitgründer der Longo Mai Bewegung und Menschenrechtspreisträger Roland Spendlingwimmer traf die Gruppe in San Isidro de El General und legte Hintergründe zu Fluchtbewegungen im Nicaraguanischen und El Salvadorianischen Bürgerkrieg und zur Gründung der costa-ricanischen Longo Mai Kooperative dar.

In Térraba, welches zu den indigenen Territorien im Süden des Landes gehört, traf die Gruppe auf die indigene Frauenrechtlerin Elides Rivera und erinnerte bei einem Feuerritual an die ermordeten Landrechtsaktivisten aus der Gemeinschaft, Sergio Rojas und Jehry Rivera.

Weiter führte die Reise in die Gebirgskette des Nationalparkes La Amistad, wo die Gruppe drei Tage im Kaffeeparadies Coffea Diversa in die Vielfalt von Kaffeepflanzen, den Schutz der genetischen Vielfalt aber auch in die diversen Kaffee-Zubereitungsmethoden eingeführt wurde.

An der Pazifikküste angekommen, besuchte die Reisegruppe die 1993 vom Verein Regenwald der Österreicher gegründete Tropenstation La Gamba. Mit Unterstützung der Universität Wien entwickelte sie sich zu einer Forschungsstätte, wo heute Studierende und Wissenschaftler aus aller Welt forschen. Zudem fördert die Tropenstation in der Region des pazifischen Südens Costa Ricas Natur- und Umweltschutz durch großflächige Wiederbewaldung. Auch die im Gegensatz hierzu stehenden großflächigen Monokulturen in Costa Rica, Ananas, Bananen, Palmfelder oder Zuckerrohranbau, wurden im Programm aufgegriffen und während der Bildungsreise thematisiert.

Mit einem Besuch im Meeresnationalpark Bahia Ballena und beim landwirtschaftlichen Kollektiv zur Förderung der Ernährungssouveränität „Enraízadas“ ging die Bildungsreise zu Ende.

Durch eine Vielzahl persönlicher Begegnungen, berührender Geschichten und authentischer Lebensrealitäten konnten die Mitreisenden die Menschen, Hintergründe und das Land aus erster Hand kennen lernen und mit allen Sinnen erfahren.

Das Format biete einen neuen Ansatz in Bezug auf Reisen in den Globalen Süden, so Kolping Bildungswerk Geschäftsführer Wolfgang Gelhard. Es bringe die Reisenden neben inhaltlichem Austausch direkt vor Ort in die Rolle der Zuhörenden und Lernenden - wichtige Kompetenzen im transkulturellen, rassismuskritischen Dialog. 

Text und Bilder: Ramona Linder